Freitag, 8. Juli 2011

Ein Halblederband mit Doppelkordelung

In unserer Werkstatt machen wir doch schon öfters verrückte und ausgefallene Dinge. Unsere Kollektion beispielsweise in allen Formen, Farben und Variationen. Ob mit individueller Titelblatteinlage, Unterlegung oder Prägung.

Solche Sonderanfertigungen sind zwar immer öfters an der Tagesordnung, aber wir beschäftigen uns auch vorallem mit alten Büchern. Diese alten Schätze wieder in Ordnung zu bringen kostet einiges an Zeit und Geduld, lohnt sich aber immer, wenn man das Endergebnis betrachtet.

Eine Mischung aus beidem, moderne Materialien durch alte Herstellungweisen zu einem Buch zu verarbeiten, taucht nicht allzu oft auf. Deshalb zeigen wir hier mal einen kleinen Einblick in unser Handwerk:

Was wir machten war ein Halblederband mit Doppelkordelung. Das klingt zuerst einmal ganz kompliziert - und das ist es auch zum Teil. Also zuersteinmal: Was ist eine Doppelkordelung?
Eine Kordelbindung ist eine wunderschöne aber etwas in Vergessenheit geratene Art der Fadenheftung. Dabei werden die einzelnen Lagen (Papierbogen) mit Hilfe von Kordeln aneinander genäht.
Bei einer Doppelkordelung wird statt einer Kordel zwei benutzt.


So wird's genäht. Die Skizze einer Doppelkordelung.
Und das so zu nähen braucht ein bisschen Zeit, aber sobald man den Dreh raus hat, geht es doch recht schnell.


So sieht die Kordelung dann real aus.
 Ein richtiges Buch hat natürlich keinen geraden Rücken. Damit der Rücken rund wird, prügelt man mit einem Holzhammer so lange auf das arme Ding ein, bis einem die Rundung gefällt. (Kein Scherz!)


Etwas unscharf, aber trotzdem gut zu sehen: Eine schöne Rundung für ein schönes Buch.
Natürlich muss bei einem fadengehefteten Buch nicht stark draufgehämmert werden. Meistens reicht es sogar, wenn man nur mit dem Daumen die Rundung reindrückt.

Als nächstes widmen wir uns dem Deckel des Buches. Die Kordeln müssen ja irgendwo hin und sie einfach so unter dem Vorsatzpapier (= das ist das Papier, welches das Buch nachher mit dem Deckel verbindet) verschwinden zu lassen, wäre ja langweilig. Schließlich macht man keine Doppelkordelung, um sie einfach nur im Rücken bewundern zu können. Nein, wir wollten sie auch auf dem Deckel sehen.

Hier der Deckel. Die untere Kante wird nachher am Rücken liegen.
Durch die Löcher, die man hier auf dem Bild sehen kann, werden nachher die Kordeln gezogen. Dadurch machen sie erst einen Umweg über den Deckel, bevor sie durch ihn gezogen und unter ihm angebracht werden.
Und so sieht das ganze dann aus:

Die Kordeln gehen vom Rücken aus auf die Deckel, ...

... um dann durch diese gezogen, an der Innenseite angebracht zu werden.
 Das war schon mal ein schweres Stück Arbeit. Aber jetzt kommen wir zum schönsten Teil: Die Arbeit mit unserem tollen Leder. Das Lammnappa, das wir von unserem Händler bekommen, ist so schön weich, dass man es stundenlang anfassen könnte. Aber irgendwann muss man sich dann doch wieder auf die Arbeit konzentrieren...


Zuerst wird der Rücken aufgeklebt. Hier kann man deutlich die Kordel sehen.


Danach kommen die für einen Halblederband obligatorischen Ecken.
Da das Grau der Pappe ziemlich doof zum Leder aussieht, haben wir uns entschieden von unserem Marmorpapier etwas zu nehmen und damit die Deckel zu kaschieren.


Marmorpapier und Leder. Hier passt es eindeutig zusammen.
Nun wird das Buch eingefügt. Das heißt, dass die Vorsätze mit dem Deckel verbunden werden. Dadurch wird es richtig stabil und kann nicht auseinanderfallen.
Obwohl das Buch schon jetzt ein absoluter Hingucker ist, hat uns noch etwas gefehlt. Nach einigem Überlegen wussten wir, was es war:

Mit einem Titelschild wird das Buch zu einem ganz persönlichem Geschenk.

Und als kleines Extra, das Titelschild in Miniatur auf dem Rücken.

Somit kann man alte Technicken zum Binden von Büchern mit neuen Materialien verbinden.

Und so ein Halblederband ist nur ein Beispiel von vielen...